Wir passieren die schier unendlichen Strände an der Ostküste nur unterbrochen von einem kleinen Abstecher über kurvenreiche Straßen Richtung Mount Elephant über St. Marys. Der Weg durch die Berge windet sich entlang dichter Eukalyptus-Wälder und verlangt dem Fahrer (also Roland) einiges ab, aber das klappt mittlerweile echt gut. Die Scheibenwischer sind nicht mehr so beansprucht wie am Anfang und der Abstand zum linken Fahrbahnrand wird auch fast immer eingehalten. Die Strände müssen DAS Paradies für Surfer sein.
In St. Helens fahren wir zum Aussichtspunkt und schauen von dort auf die Landzunge „Humbug“ (den Namen konnte ich mir bis jetzt nicht erklären) und die Bay of Fires. Wie auch bei dem südamerikanischen Feuerland haben die Entdecker vor Jahrhunderten dort die Feuer der indigenen Bevölkerung an der Küste gesehen und einfach den ganzen Landstrich so benannt. Hier gibt es große Feriengebiete mit schachtelartigen Behausungen, tolle Ferienhäuser, riesige Dünen und wieder bunte Felsen an traumhaften Stränden. Das morgens noch ziemlich unentschlossene Wetter ist umgeschlagen in schönsten Sonnenschein. Topp. Noch ein ( wie so oft äußerst heißer) Kaffee an einer kleinen Kaffeebude am Straßenrand und weiter geht es ins Binnenland.



Die Straße Richtung Derby führt zunächst durch weites Farmland und ab und zu durch den allgegenwärtigen Eukalyptus, wird dann aber zunehmend grüner und geht durch die Schluchten mit gemäßigtem Regenwald. Wie halten an einem Zauberwald mit dem Namen Weldborough Myrtle Forest (Tasmanien Myrtles sind Scheinbuchen), umgeben von riesigen Baumfarnen, sehr viel Farnen in Grätenoptik (Fishbone Fern) oder glatt ähnlich unseren Hirschzungen-Farnen. Alles ist bewachsen mit Moosen, Pilzen, Flechten und Epiphyten. Selbst die verschiedenen Bäume und Baumfarne haben sich aufs Innigste vereint und sind zusammengewachsenen. Alles wirkt so archaisch, dass mich ein Dino oder Urzeitlibellen nicht wundern würden. Dabei riecht es wunderbar und die Vögel machen wieder einmal mit ihren Geräuschen die Stimmung perfekt.




Aber auch diesen magischen Ort müssen wir natürlich verlassen. Der nächste Punkt ist Derby. Die alte Minenstadt sich nach einem Dammbruch mit vielen Toten lange nicht so recht erholen können. Heute ist sie wohl der Tummelplatz für Mountainbiker und andere Outdoor-Sportarten. Ohnehin scheinen sehr viele Einheimische zu surfen, paddeln, wandern oder mit dem Mountainbike unterwegs zu sein. Es ist Sonntag und zudem Ferienzeit, also zieht es alle nach draußen.
Die Landschaft öffnet sich wieder in liebliche, eher trockene Weiten mit Rindern und Schafen. Ein wenig sieht es aus wie uns die Spielfilme die Landschaften Ost- oder Südafrikas vermitteln. Die meisten Rinder haben aber kürzere Hörner. Sie stehen in Familienverbänden und sind oft schlicht schwarz und recht kompakt. Bei manchen Herden haben etliche Tiere einen weißen Strich auf dem Rücken, was einen merkwürdigen 3D-Effekt macht.
In Bridport ist unsere Unterkunft vom Charakter deutlich familiärer als in den letzten Tagen. Gina, unsere Gastgeberin, erzählt von den Schwierigkeiten während des Corona-Lockdowns. Wir sind die ersten Deutschen seit ein Pärchen Backpacker zusammen mit polnischen Freunden dort hängen geblieben ist. Scheint aber auch mit denen geklappt zu haben, denn jetzt sind sie zu einer Hochzeit in Breslau eingeladen. Zum Abendessen gibt es Barbecue mit Salat.




Im Anschluss machen wir uns über die Kuhwiese mit einem anderen Touristenpärchen auf, um Schnabeltiere (Platypus) aufzuspüren. Wir schleichen in der beginnenden Dämmerung an einem Bach entlang und sehen tatsächlich auf Anhieb eines der eher schüchternen Exemplare. Auf dem Rückweg begegne ich dann noch bei zunehmender Dunkelheit einem Känguru. Beim Versuch, ihm näher zu kommen, werde ich von einem ziemlich unheimlichen Vogelgelächter begleitet. Gut, dass es hier weder große Raubtiere gibt noch dass ich eine ängstliche Natur habe. Das ist schon sehr speziell, aber total spannend und auch wunderschön.
Schnabeltier. Etwas unscheinbar, aber wir haben es gesehen!
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