22.01.2024, Sylkes Tagebuch, Bridport - Launceston - Devonport
Von Kühen, einem Hahn und Flötenvögeln geweckt, erwachen wir nach einer geruhsamen Nacht. Vor „unserem“ Garten ist Kuhversammlung. Wir starten wie meistens kurz vor 10 Uhr Richtung Launceston, nehmen wegen der vielen großen LKW aber zunächst eine Nebenstrecke durch bewaldetes Gebiet. Es liegen hier tatsächlich noch mehr tote Wildtiere am Weg als sonst. Da wir die Dämmerung mit dem Auto bisher gemieden haben, ist uns zum Glück nichts derartiges passiert. Von mehreren Seiten war uns eine Lavendelfarm in der Nähe von Bristowe empfohlen worden, deren (überwiegend verblühte) Felder wir von weitem sehen. Wir haben in den letzten Jahren in der Provence sehr viel Lavendel in den verschiedensten Farbtönen gesehen und entscheiden uns auch wegen des ganz ordentlichen Eintrittspreis gegen einen Besuch.
Der Weg führt uns weiter durch vielfältige Hügellandschaften vorbei an einer Alpaca- und einer Emufarm, Rindern, Schafen, seltener Pferden und den merkwürdigsten Briefkästen. Manche sehen einfach aus wie kleine Vogelhäuser oder Holzkistchen, aber es scheint auch ein großer Sport zu sein, ausgediente Milchkannen, Bierfässchen oder Plastikkanister aufzuschneiden und quer zu installieren. Die Häuser sind oft einfache flache Gebäude mit Walmdächern aus Blech. Auf den Grundstücken liegt häufig Kruschkram wie alte Holzpaletten, rostige Fässer oder (ehemalige?) landwirtschaftliche Geräte. Lässig, aber nicht unbedingt hübsch.
Mittags sieht es dann ganz anders aus, wir kommen nach Launceston. Die Stadt ist mit ca. 75.000 Einwohnern die zweitgrößte auf Tasmanien und von hier aus wurde das so viel größere Melbourne gegründet. Hier gibt es viele schöne Häuser mit liebevoll gepflegte Gärten. Die Architektur ist geprägt vom Stil des Art Deco aus den Zwanzigerjahren des letzten Jahrhunderts, was man auch ohne einen direkten Stadtbummel erkennen kann. Wir quälen uns durch kleine Straßen zum Cataract Gorge, einer touristisch sehr ausgebauten Touri-Attraktion nahe des Zentrums. Man kann bei einem Besuch dort zwischen einem Sessellift mit beachtlicher Spannweite und der etwas schwankenden Queen Alexandra Suspension Bridge wählen. Der Aufstieg über den „ZigZagTrail“ ist zum Glück wegen eines Felssturzes gesperrt ( ich hab noch Muskelkater von vorgestern). Aber auch hier zeigt sich, wie einfach sich die hohe Lebensqualität etablieren lässt: Es gibt Trinkwasserstellen für Mensch und Hund, Picknickplätze mit Gasgrillstellen zur freien Benutzung und ein kostenloses Freibad.
Wir verlassen die Stadt am westlichen Ufer des Tamar Valleys (die Häuser sind immer noch erstaunlich hübsch) und fahren durch die weite leicht wellige Landschaft nach Devonport.
Die Stadt befindet sich ungefähr in der Mitte der Nordküste, wo die Delle am tiefsten ist, und hat ungefähr so viele Einwohner wie Rastede. Umgeben ist sie von viel Getreide- und Gemüseanbau. Und Schlafmohnfeldern! Große Schilder weisen allzu neugierige Besucher ab, denn hier ist die Hauptproduktionsstätte der südlichen Hemisphäre für Opiate, Morphine und Codeine. Alles streng überwacht. Ein Mensch namens Stephen King ( nein, nicht der Schriftsteller) hat die Produktion nach Fehlversuchen in GB und anderen Teilen Australiens hier etablieren können. Ihm wurde dann auch ein nettes Denkmal gewidmet.
Devonport selbst glänzt nicht vor Schönheit. Die Hintergassen erinnern an die ärmeren Gegenden in Liverpool oder New York, die Hauptstraßen sind ein kurioser Mix aus vorgesetzten Fassaden, bunter Reklame und großen Schaufenstern. Aber den Weg zum Leuchtturm schmücken nette alte Villen mit englisch anmutenden Gärten und raffinierte Häuser mit großen Glasfronten und stylischem Bewuchs Richtung Wasser. Dazwischen eine sehr gepflegte Grünanlage mit Gehölzen aus aller Herren Länder (auch für uns ganz normale Eichen) und lustigen Vögeln, die wie eine Kreuzung aus Straßentaube (hinten) und Kakadu (vorne) aussehen.
Nach einem üppigen Mahl im Irish Pub hören und sehen wir kurz vor dem Schlafengehen die Spirit of Tasmania. Das ist die Hauptverbindung zur „Großen Insel“, wie man hier so schön sagt. Die Autofähre braucht ca. elf Stunden bis zum Festland und hat uns gerade angehupt.












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