23.01.2024, Sylkes Tagebuch, Devonport - Burnie - Waratha - Strahan

Wir sind nach einer kurzen Weiterfahrt nach Burnie ins Binnenland abgebogen. Das gute Wetter hat uns ein wenig verlassen und der Frühstücksraum im Hotel in Devonport schien uns nicht sehr einladend, sodass wir auf ein Café in Burnie hofften, uns dann aber für ein Teahouse südlich der Küste entschieden. Doof ist nur, dass unser Reiseführer etwas veraltet ist. Sieht nett aus, ist aber geschlossen und steht zum Verkauf. Macht uns nichts aus, dafür wird die Landschaft grüner und das Wetter wird wieder besser.   



Die Gegend wird zusehend reicher an Wald und hügeliger. Wir passieren mehrfach eine Eisenbahnstrecke, über die früher die Erze von den Abbaugebieten zum Hafen nach Devonport gebracht wurden. Wir fahren in den „Wilden Westen“ Tasmaniens. Im vorletzten Jahrhundert hatte dort jemand Gold und Silber gefunden und ähnlich wie in Amerika einen Goldrausch ausgelöst.  Mit Gold war dann wohl doch nicht so viel los, aber es gab auch Zinn (seinerzeit die größten Vorkommen der Welt), Zink, Kupfer und Blei. Das hat viele Hasardeure und kahle Hügel hinterlassen.

Ein kleiner Zwischenstopp führt uns in ein etwas in die Jahre gekommenes Hotel in Waratha. Das Radio spielt Hits der frühen 80er (Time after Time und Bette Davis Eyes), die Einrichtung ist in Kiefer-Vollholz, der Kaffee ist gut. Hinter der Theke sitzen vermutlich die beiden Besitzer. Wie so oft entspinnt sich ein netter Plausch. Der Kaffeemacher ist aus Breslau und hat eine Schwester in Düren. Der Kassierer ist mit Flanellhemd, einer kurzen Hose und einer Russenmütze (Uschanka oder wie man die nennt) ausgestattet und klappt höflich die Seitenteile hoch, um mein Englisch als deutsches und nicht holländisches Englisch zu identifizieren. Witzig und irgendwie in der Zusammenstellung auch typisch für die Leute hier. Die Florentiner müssen als Frühstück reichen. 

Am Nachbartisch sitzt ein alter Mann mit Schottenmütze vor einem Glas Rotwein an zwei Handys. Die vor ihm stehende geöffnete Flasche hat einen Zettel mit seinem Namen dran. Er gehört wohl zum Inventar, es ist ja auch schon 11:56 Uhr. Ein Schild an der Ausgangstür weist darauf hin, dass man den Alkohol nicht mit rausnehmen darf. Ist also alles ok, solange er sitzen bleibt.


Man beachte den Herrn im Hintergrund. Es ist kurz 11:56 am (!)



Weiter führt uns die Reise nach Zeehan. Das war mal mit ca. 11.000 Bürgern die drittgrößte Stadt Tasmaniens, hat aber mittlerweile über 90% der Einwohner verloren. Seinerzeit gab es hier eines der größten und modernsten Theater der Welt, jetzt ist da nur noch ein Museum. Der verblasste Ruhm spiegelt sich in den etwas abgerockten Fassaden wider. Von den ursprünglich 26 Hotels sollen laut Reiseführer noch zwei existieren, aber ich glaube, die sind inzwischen auch dicht. Aber es gibt ein (Charity?-)Cafe, einen großen Spielplatz mit Skateranlage, öffentliche saubere Toiletten und einen Golfplatz. Kurios.


BehäkeltesTeeservice in Zeehan


Das war mal eines der modernsten und größten Theater der Welt. Heute ein Museum.

Auf dem waldreichen Weg an die Westküste passieren wir eine der größten Dünen, die wir jemals gesehen haben. Dabei sind wir noch nicht einmal am Meer. Letzteres erreichen wir etwas später. Lyall hatte uns in eine Ferienanlage in Strahan vermittelt, die von seinem Cousin und seiner Frau Pam betrieben wird. Pam heißt uns sehr herzlich willkommen, erklärt uns jeden Winkel im überschaubaren Strahan und legt uns wie zuvor Lyall, Melanie und Michael eine Bootstour auf dem Gordon River ans Herz. Sie hat Wurzeln in Deutschland und Ungarn, weiß aber nicht, wie sie an mehr Infos kommen kann. Alle Vorgänger sind leider nicht gefragt worden und mittlerweile tot. Vielleicht finden wir später noch etwas raus, hier ist kaum Internet. 


Die Riesendüne kurz vor Strahan.

Den Abend verbringen wir bei einem leckeren Essen in einem Restaurant am Hafen und einem Rest Wein am Strand mit Sonnenuntergang. An der Ferienwohnung balanciert in der Dämmerung ein Fuchs-Kusu auf dem ca. 6 cm schmalen Zaun unserer Terrasse lang. Couldn‘t be better.







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