Wir machen uns zeitig auf den Weg zu der bereits erwähnten Bootstour auf dem Gordon River. Die Tour ist nicht gerade ein Schnäppchen, aber sehr lohnenswert und beinhaltet zudem ein Mittagessen. Das „Boot“ ist ein hochmoderner Katamaran, der kaum Wellen macht, sehr leise ist und sehr viel Komfort bietet. Zunächst geht es durch den große Macquarie Harbour hinaus auf den Indischen Ozean. Die schwierige Hafeneinfahrt hat den Namen Hells Gates, da hier in den frühen 1820er Jahren Häftlinge zur Insel Sarah Island gebracht wurden.
Dieses Gefangenenlager muss wirklich die Hölle auf Erden gewesen sein. Ein Steindamm, den die Häftlinge selbst verlegen mussten, schloss die Durchfahrt noch ein wenig mehr ab. Nach einem kleinen Ausflug auf den Ozean geht es zurück an Fischfarmen vorbei direkt nach Sarah Island.


Hells Gates

Sarah Island, sieht so eigentlich ganz idyllisch ausDort machen wir einen Halt und ein Guide mit beträchtlichem theatralischen Talent erklärt die Ruinen und damaligen Verhältnisse. Erbarmungslos, entwürdigend, schrecklich. Kaum vorstellbar, dass dieser idyllisch Flecken eine solche Geschichte hat. Die Häftlinge mussten unter miesesten Bedingungen riesige Bäume fällen und Schiffe aus dem wertvollen Holz bauen. Ungefähr 150 Häftlinge haben im Laufe der Jahre die Flucht gewagt. Die meisten scheiterten schon am undurchdringlichen Urwald oder wurden gleich wieder geschnappt, danach ausgepeitscht, in Eisen gelegt oder gehenkt. Eine Gruppe hat jedoch mit einem noch nicht registrierten Schiff geschafft und konnte nach Chile entkommen. Dieser Gruppe zu Ehren wird seit dreißig Jahren jeden Abend das Theaterstück „The Ship that never was“ gegeben. Alle geflohenen Häftlinge sind mit Namen und persönlichem Schicksal aufgeführt. Die armen Socken; die mit dem zweimalige geflohenem Alexander Pearce abgehauen sin, haben das nicht so gut gehabt. Sie wurden schlicht mangels anderer Nahrung von ihm verspeist. Daher auch der Hinweis Cannibalised. Letztendlich hat er die Flucht aber auch nicht überlebt, denn er wurde in Hobart später gehenkt.



Der Katamaran schiebt sich weiter den Gordon River hinauf. Dank der Proteste Anfang der Achtzigerjahre, an denen auch Michael teilgenommen hatte, ist statt eines Stauwehrs ein riesiger Nationalpark entstanden. Wir gleiten an Urwäldern mit mächtigen Riesenbäumen entlang. Der Regenwald ist hier extrem dicht und hat wie auch die tropischen Regenwälder unterschiedlichste Etagen. Die Eukalyptusbäume stehen als Emergenten, also Übersteher, über dem Puzzle unterschiedlichster anderer Baumarten in vielfältigen Grüntönen.








Bei einem kurzen Stopp mitten in der Wildnis wird viel erklärt und wir bekommen auch die wichtigste Baumart hier zu sehen, die Huon Pine. Sie ist nicht verwandt mit unseren Kiefern und die wohl am langsamsten wachsende Baumart überhaupt. Im Jahr schaffen die gerade einmal 1 mm, in zehn Jahren dann 1 cm und in hundert Jahren nach Adam Riese 10 cm. Forstwirtschaft gibt es so natürlich nicht. Dafür werden sie unvorstellbar alt. man rechnet damit, dass die großen Exemplare ca. 2.000 Jahre alt sind. Das war ungefähr die Zeit mit Cäsar und Kleopatra, Jesus wurde gerade geboren. Andere Quellen sprechen sogar von bis über 3.000 Jahre. Am Abschluss dieser außergewöhnlichen Bootsfahrt können wir ins die Verarbeitung des Holzes in einem alten Sägewerk ansehen. Der Laden daneben verkauft die Bretter für mehrere Tausend Dollar und zahlreiche Souvenirs aus den streng reglementierten Holzentnahmen. Es riecht unglaublich gut, der Laden bezeichnet sich demnach als „Best smelling Shop“ Australiens.




Wir bummeln noch einmal zum Restaurant, unterhalten uns mit einer netten Bedienung aus Nepal und danach zum Strand. Das Wetter ist warm, aber sehr wechselhaft. Ohne das von Roland ersehnte Kusu geht es recht früh ins Bett.
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