27.01.2024, Sylke Tagebuch, letzter voller Tag in Hobart
Was für ein Tag. Wir fahren nach einer erholsamen Nacht mit Lyall zum beliebten Salamanca Markt. Der Markt ist zwar wie üblich sehr gut auch von Touristen besucht, aber anders als alle Märkte, die wir bisher gesehen haben sehr vielseitig. Zwischen hochwertigen örtlichen landwirtschaftlichen Erzeugnissen wie Honig, Senf, Beeren und Gemüse befinden sich Stände mit Woll- und Seidenstoffen, Hüten und Mützen aller Art, Zeichnungen und Malereien, Schnitzereien, Schmuck, Klamotten für Groß und Klein, Taschen und vieles mehr. Natürlich gibt es auch Kitsch und billigen internationalen Ramsch, aber dies nur in einem sehr kleinen Umfang. Mehrere Stände werben für Tierschutz (Sea Shepherd, Rücksicht auf Wildtiere im Verkehr), ein paar Stände bewerben Bücher im Eigenverlag von Leuten mit langen Reisen oder Selbstverwirklichungsträumen. Wie das Angebot ist auch das Publikum äußerst gemischt. Wir werden freundlich von einem Pärchen aus Pennsylvania gegrüßt, das wir vor ein paar Tagen in Strahan auf der Bootstour kennengelernt haben. Diese Insel ist doch wohl kleiner als man denkt.
Wir trinken mit Lyall noch einen Kaffee und essen dazu geröstetes Bananenbrot (lecker) und weiter geht es den Fluss hinauf erneut mit einem Katamaran Richtung MONA, dem Museum für moderne und alte Kunst. Das Wetter ist wie so oft ziemlich gemischt, aber angenehm warm. Unterwegs sehen wir ein Zinkwerk, das Veranstaltungszentrum, die Pferderennbahn und die Werften, in denen die Katamarane gebaut werden. Und natürlich die Bebauung rechts und links mit den uns mittlerweile sehr vertrauten flachen Walmdächern. Dazwischen befinden sich allerdings so nahe am Wasser üppige Häuser, die einen schönen Blick aufs Wasser haben müssen.
Mit dem MONA hat sich ein sehr reicher Mensch (durch die Entwicklung von Sportwetten) einen Traum erfüllt. Das in den Sandstein hinein gebaute sehr futuristische Museum ist eine wilde Mischung von moderner Kunst, Multimedia-Einrichtungen, Mumien, Keilschrift, Geräuschtunneln, Vulkanimitationen und Livemusik (Jazz). Sehr speziell, sehr kreativ, sehr interessant. Lyall, der auch Dozent für Musik am Konservatorium war, hatte hier mit einer Band auch schon mehrere Auftritte. Interessanterweise ist der Eintritt (wohl auch in anderen Museen) für Tasmanier frei. Das etwas kuriose Ende der Ausstellung bildet eine Poo-Machine, deren letzter Auswurf schon um 14 Uhr war.
Während wir auf dem Boot waren, hatte Melanie das Auto vorgebracht. Bis zu unserem nächsten Termin werden wir noch ein wenig an weißen Kakadus vorbei durch die Vororte Hobarts gefahren und kommen unter anderem an einer deutschen Gemeinde von Siebenten-Tags-Adventisten vorbei. Die haben zusammen mit Methodisten sogar eine gemeinsame Schule gegründet. Kurios. Lyall und Melanie bereiten uns auf den nächsten Termin vor.
Wir sind zum Abendessen bei einem etwas älteren Paar eingeladen, das ebenfalls 2015 bei der Musikveranstaltung in Rastede war. Sie leben in einem Mitte des 19. Jahrhunderts erbauten alten Haus, das originalgetreu renoviert wurde. Uns kommt das Interieur vor wie bei einem Museumsbesuch, es gibt unfassbar viel zu sehen. Wir empfinden die Leute als „Very British“, zumal sie die unterschiedlichsten Dinge sammeln. Der Hauch von Landadel wird durch ein Bildnis von Queen Victoria über dem Kamin im Speisesalon unterstützt. Wir hören Madame Butterfly und ein Stück der Glenn-Miller-Band auf Schellackplatten. Das Essen ist sehr delicious, die Aprikosen sind nachmittags im eigenen Garten gepflückt worden. Unsere Gastgeber sind sehr freundlich und zuvorkommend.
Ein wenig ist dieser Abend wie eine Reise in eine andere Welt, Dr. Who lässt grüßen. Einer der sicher speziellsten und interessantesten Abende, die wir je erlebt haben.
Bei soviel Input der letzten Tage sind wir schon jetzt, nach nicht einmal vierzehn Tagen, fast ein wenig überfordert. Dabei steht uns nachts noch die Einreiseerklärung (erfolgreich) und der Online-Checkin (nicht erfolgreich) bevor. Roland ist schon wieder ein bisschen Out of Order deswegen, aber das wird schon klappen.




















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