26.01.2024, Sylkes Tagebuch, Strahan - Derwent Bridge - Hobart

So schön der raue Wilde Westen auch ist, wir müssen weiter. Noch eine kurze Verabschiedung von Pam mit dem Versprechen, nach ihren Vorfahren zu fahnden, und es geht weiter über die uns ja schon bekannte Strecke nach Queenstown Richtung Osten. Siei hat uns noch einen Wanderweg kurz hinter Queenstown und den Besuch des Walls (s.u.) empfohlen. Das Wetter ist wie so oft kurzfristig umgeschlagen und wir fahren zunächst durch einen Platzregen, der die ohnehin steilen Straßen nicht einfacher macht. Zum Glück klart es an den Horsetrail Falls soweit auf, dass wir den dort für Spaziergänger angelegten Steg gut laufen können.


Auch danach machen wir an einem Lookout einen kurzen Stopp, um noch ein letztes mal die Besonderheiten dieser Landschaft bewundern zu können.



Ungefähr in der Mitte Tasmaniens noch im Gebirge befindet sich die Derwent Bridge und kurz danach das Projekt The Wall. Das hat weder etwas mit Pink Floyd noch mit Berlin zu tun, sondern ist eine noch nicht ganz vollständige Schnitzerei eines einzelnen Künstlers. Aus mehrere Meter hohen sehr langen Platten Huon Pine hat er unzählige Figuren, Tiere, Pflanzen und Gegenstände geschnitzt. Eine fantastische Arbeit, bei der leider in keiner Weise fotografiert werden darf (und das ist überwacht). Einige Teile sind schon perfekt bis ins kleinste Detail ausgearbeitet, einige sind noch ein wenig roh und ein paar Dinge warten noch auf ihre Ausführung und sind nur vorgezeichnet. Ein tolles Werk. Auch mit Metall hat er gearbeitet.


"Tankstellentypen"

Auf der Weiterfahrt wackeln doch tatsächlich sechs Ameisenigel in den nächsten zehn Kilometern neben der Straße her. Dafür, dass die eigentlich erst in der Dämmerung aktiv sein sollten, sind die ganz schön munter. Zum Glück läuft keiner in selbstmörderischer Absicht auf die Straße. Wir machen noch einen Zwischenstopp, um einen Kaffee zu trinken, werden aber freundlich abgewiesen. Falsche Location, falscher Tag. Erst später erfahren wir, dass heute Nationalfeiertag ist. Das erklärt auch den Aufzug des Wirts (Fliege in Australienfahnen-Design, Melone auf dem Kopf, bunte Grillschürze) und seine leicht angetrunkenen Kunden. So melden wir uns nur kurz telefonisch wie besprochen zu unserer Verabredung in Fern Tree bei Hobart.



Nach 36 Jahren gibt es jetzt tatsächlich das Wiedersehen mit Michael und Veronica. Wir haben den Weg zu ihrem recht abseits in einer wunderschönen Umgebung gelegenen Haus ohne Problem wiedergefunden und werden herzlich willkommen geheißen. Nach so vielen Jahren hätte ich mit etwas Mühe Michael, der damals bereits Mitte 40 war, wiedererkannt. Bei Veronica ( jetzt Ende 60), wäre mir das deutlich schwerer gefallen, aber die wachen blauen Augen kommen mir doch noch bekannt vor. Sie kann sich nicht mehr so richtig an mich erinnern, was angesichts der sehr vielen Teilnehmer der TID auf der Donau sehr verständlich ist. Im Gegensatz zu Michael war sie auch nicht drei Monate später bei uns in Oldenburg zu Besuch.




Das Haus der beiden ist gefüllt mit Büchern und Bildern, Fotos, Mitbringseln aus anderen Ländern. Sie haben sich schon in jungen Jahren für einen umfassenden Naturschutz und fremde Kulturen interessiert und für eine bessere Umwelt eingesetzt. Das ist auch heute noch so, wie die Aufschrift auf Veronicas T-Shirt und zahlreiche Protestplakate zeigen. 

     Michael hat Anfang der 80er Jahre mehrere Monate in einem Camp am Gordon River verbracht, um gegen den geplanten dritten Staudamm zu protestieren. Veronica lebte eine Zeitlang in einem Kibbuz. Beide sind bis jetzt Kanuten, wobei Michael aufgrund seines Alters nicht mehr so aktiv ist. Abgesehen davon, dass wir uns unsere privaten Werdegänge der letzten 36 Jahre erzählen, haben wir eine sehr angeregte Diskussion über aktuelle politische Themen und unzählige Fragen aneinander. Wir erinnern uns natürlich daran, dass 1987 auch eine sehr merkwürdige Lage in Europa war und wenn ich das richtig verstanden habe, waren die Donaufahrten (Roland 1983, wir anderen 1987) für uns alle die erste Möglichkeit, hinter den damals ja noch existierenden Eisernen Vorhang zu blicken. Einig sind wir uns natürlich mit unserer Einschätzung bezüglich der aktuellen Lage in den USA. 


Leider ist auch dieser Aufenthalt zeitlich sehr begrenzt. So interessante Leute, so viele Themen... Aber wir haben eine Verabredung zum Abendessen mit Lyall und Melanie. Ich bin froh, dass wir das Auto unbeschadet wieder abgeben können, wobei Roland wirklich gut gefahren ist. Es geht in eine Pizzeria im Gewerbegebiet, aber die Pizzen sind gut und kommen direkt aus einem Holzofen. Den Wein hat Lyall von zu Hause mitgebracht, das scheint hier kein Problem zu sein. Zufrieden ne ziemlich müde gehen wir zeitig ins Bett. Es war ein langer und wieder sehr interessanter Tag.

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