01.02.2024, Sylkes Tagebuch, Waitomo- Harewa/Taranaki
In unserer Unterkunft bekommen wir diesmal sogar ein Frühstück. Nach zwei Spiegeleiern (je Person, mal mit und mal ohne Schinken), sehr gutem Kaffee und Toast wahlweise mit drei verschiedenen Sorten Marmelade oder Erdnussbutter oder fünf Sorten Honig verabschieden wir uns vom Abseil Inn und fahren weiter Richtung Westen. Heute fahren wir zusammen genommen durch Hobbitland, Elbenland, Dschungel, den Schwarzwald, Teletubbiland, Cornwall und Dantes Peak. Das ist schon echt viel. Muss man ja auch alles verarbeiten können.
Wir fangen an mit einer Tour in Richtung Tolkien. Im Örtchen Piopio biegen wir von der eigentlichen Route ab und fahren den Schildern nach Hairy Feet Waitomo. Da befindet sich das (derzeit geschlossene) Filmset für die Hobbitgeschichten, aber uns interessieren eher die schroffen Felswände drumherum. Somit haben wir Auenland mit grünem Wiesen und niedlichen Bächen in direkter Nachbarschaft zu riesigen Steilhängen, die sicher gut in Herr der Ringe gepasst gaben oder hätten und den Vergleich zum Elbsandsteingebirge nicht zu scheuen brauchen. Sehr eindrucksvoll.
Im Anschluss besuchen wir den Regenwald an den Waitanguru Falls. Wäre es noch wärmer, würde ich von einem tropischen und nicht gemäßigten Regenwald ausgehen. Überall sind Farne und Moose, von oben kommt fremdartiges Gepiepe. Hier käme eher Mogli zum Zuge als Aragon.
Auf der Fahrt zurück sehen wir steile Hügel mit dunklem Forst, womit wir beim Schwarzwald wären. Neben der Straße erscheint plötzlich in einem eingezäunten Bereich ein Rudel Hirsche. Sie sehen aus wie ganz normales europäisches Rotwild. Auf Tasmanien gibt es das als Neozoon auch und da ist das heutzutage ein Problem. Hier hat sich wohl jemand einen anderen Traum erfüllt. Wollen wir hoffen, dass davon keiner ausbüxt.
Unser nächstes Ziel ist der White Cliffs Walkway mit den Drei Schwestern (Felsen im Wasser). Aber welch eine Überraschung. Am ersten Stopp an der Küste präsentiert sich die Tasmanische See hellgrün mit beachtlichen Wellen, die an einen komplett schwarzen Strand branden. Was für ein unerwartetes Farbspiel. Der schwarze Sand glitzert zwischen den Füßen, es ist warm und windig. Perfekt. An die Klippen und die Drei Schwestern selbst kommen wir wegen des hohen Wasserstandes zwar von hier aus nicht an, aber auch so ist es traumhaft. An einer kleinen Bude essen wir ein Eis und trinken Cappuccino. Dort taucht ein älteres Paar mit einer dreirädrigen Harley auf. Der Mann in Jeansjacke, vernünftigen Stiefeln und mit einem GoPro-bestückten Helm braucht ein wenig, um das Fahrzeug zu verlassen und die Frau mit lederner Harley-Jacke kommt gemächlich nach, aber trotzdem ein cooler Anblick. Die scheinen sich auch einen Traum zu verwirklichen.
In der Ferne erscheint majestätisches unser Tagesziel, der Mount Taranaki. Er ist zwar weder der Fudschijama noch der Kilimandscharo, aber ein richtiger ordentlicher Vulkan und mit über 2.500 m auch recht üppig. Er beherrscht die Landschaft komplett. Ausgebrochen ist er das letzte Mal im neunzehnten Jahrhundert (1854), also geologisch gesehen nur einen Wimpernschlag entfernt von heute. Wir sehen uns die Klippen und erneut den für uns so ungewöhnlichen schwarzen Strand an weiteren Stellen an. Drumherum ist die Gegend flach wellig und von Grasland, Rindern und Schafen geprägt. Die kleinen Hügel sind leuchtend grün und zeigen wieder die schmalen Stufen wie an der Nordküste. Plissees im Querformat. Wir passieren östlich vom Vulkan die Ortschaften Inglewood und Stratfort (nach dem Heimatort von Shakespeare benannt) und kommen schließlich an unser Ziel in der Nähe von Hawera.
Durch einen Hohlweg mit blauen und weißen Agapanthus (das sind die Stauden mit den großen Blütenbällen, die in Neuseeland so oft die Seitenstreifen bewachsen und eigentlich nach Südafrika gehören) erreichen wir einen Bauernhof mit mehreren Hütten für Backpacker und weitere Einfach-Reisende. Die Unterkunft ist... sagen wir mal, authentisch und müsste aus den späten Fünfzigerjahren stammen. Es ist alles ein wenig in die Jahre gekommen, man kann die Tür nicht abschließen, aber wir haben sowohl eine Waschmaschine als auch eine kleine komplette Küche.
Die Einfahrt. Und es ist Waschtag.























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