02.92.2024, Sylkes Tagebuch, Harewa/Mount Taranaki, der Tanz auf dem Vulkan
Der Vulkan ist weg. Das Wetter wechselt hier so schnell, dass das schon mal passieren kann. Wir können leider nicht richtig frühstücken, weil wie angekündigt (und von mir falsch verstanden) von 9 bis 15 Uhr kein Strom wegen Arbeiten an dem Masten da ist. Wir fahren etwas hungrig und ohne Morgenkaffee oder -tee einfach los, holen uns in einer kleinen und gut ausgerüsteten Bäckerei in Manaia belegte Brote und verspeisen diese zusammen mit Zitronenbrause am Strand. Westlich des Vulkans befindet sich der Surf Highway 43. Der Highway geht in einer großen Runde mit etwas Abstand zum Strand westlich um den Taranaki herum und hat unzählige Zugänge zum Strand. Egal wo wir uns das ansehen, es gibt immer eine bemerkenswerte Brandung vor eindrucksvollen Klippen und dunklem Strand. Ein Paradies für Surfer, vermute ich. In Opunake kommen sich Highway und Strand besonders nahe und ich balanciere auf großen Felsklötzen „um die Ecke“, um noch einmal einen Blick auf die Klippen und die Brandung zu werfen. Wow.
Dann fahren wir trotz des enormen Winds und der dicken Wolken weiter nach Dawsen Falls am Südosthang des Vulkans, um dort einen Spaziergang zu den Wilkies Pools zu machen. Der ca. 1:20 h dauernde Trip führt uns erneut durch einen Zauberwald, dessen Bewuchs äußerst fremd und vielseitig ist. Auch hier Regenwald, der bei dem schlechten Wetter seinem Namen alle Ehre macht. Alles wächst über-, unter-, durch- und nebeneinander. Auf den Ästen der höheren Bäume und an ihren Stämmen hängen dicke Pakete mit Moosen und Flechten, die wiederum die Basis für Farne und andere Epiphyten (=Aufsitzerpflanzen) bilden. Alles erscheint in unfassbar vielen Grüntönen. Die Moose fühlen sich an wie Felle, die Farne sind manchmal zart und filigran, manchmal aber auch fest und mit kleinen Widerhaken, ab und zu fast wie Kunstpflanzen aus Plastik. Der Wind wird immer heftiger und die langen Bärte der Flechten oben auf den Zweigen und die schwer bepackten Äste kommen bedenklich ins Schwanken. Aber das Wetter klart auf, die Regenwolken werden vom Wind vertrieben.
Tief beeindruckt von so einer reichen Natur fahren wir weiter westlich um den Berg herum und machen zwei weitere Stopps beim neuen und alten Leuchtturm am Kap Egmont, dem westlichsten Punkt. Der Wind hat enorm zugenommen. Um uns herum befindet sich eine Landschaft, die aussieht wie ein etwas überambitionierter Golfplatz. Oder wie sich vielleicht in den Siebzigern die Regisseure fremde Welten vorgestellt haben. Kleine drollige grüne und verhältnismäßig steile Hügel, gerne mit Kühen oben drauf. Meine spätere Recherche zeigt, dass diese Landschaft wohl durch oder nach Vulkanausbrüchen entsteht, wenn es zu Pyroklastischem Strömen oder anderem Ereignissen kommt, bei denen viel Schlamm und anderes Material abgelagert wird (laut Wikipedia sind das dann Lahare). Es scheint, einfacher ausgedrückt, also ganz schön viel liegen zu bleiben, wenn so ein Vulkan mal pupst. Wie auch immer, es wirkt äußerst ungewohnt.
















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