04.02.2024, Sylkes Tagebuch Taumarunui - Tongariroplateau - Napier, der Tanz auf dem Vulkan II

Was soll ich sagen? Eigentlich dachte ich, es gäbe keine Steigerungen an Vielfalt mehr, aber der heutige Tag widerlegt das.


Wir verlassen Jane und Geoff nach einem ordentlichen Frühstück in ihrem pittoresken Speisesalon und fahren wie schon gestern Abend Richtung Süden. Unser Zwischenziel heißt Whakapapa (gesprochen Fakapapa, was die Sache nicht besser macht). Da es ja jetzt heller Tag und nach dem häufigen Regen gestern schönstes Sommerwetter mit einem blitzblauen Himmel ist, sehen wir schon DIE Attraktionen der Gegend. 

Majestätisch und atemberaubend erheben sich der Tongariro, der fantastische Ngauruhoe und der noch viel größere Ruapehu (2.297 m)  neben uns. Trotzdem es Hochsommer ist, tragen diese gewaltigen Vulkankegel Schneehauben. Der Ngauruhoe (2.291 m) ist wirklich perfekt, schöner kann ich mir einen Vulkan nicht vorstellen. Diese grandiose Ansicht lässt einen ehrfürchtig und klein werden. Man kann so auch gut verdrängen, dass der letzte Ausbruch keine fünfzig Jahre her ist. Was beim Taranaki geologisch einen Wimpernschlag her ist, reicht hier kaum für ein Zucken oder kurzes Blinzeln.

Ruapehu

  Ngauruhoe

Wir umrunden die Vulkane nördlich und sehen an den Hängen mehrere dampfende Stellen. Da ist noch viel Energie drin, die irgendwann raus will. Der Anblick ist von allen Seiten so eindrucksvoll, dass wohl immer wieder im Radio vor plötzlich stoppenden Touristen gewarnt wird. Wir halten brav an dem dafür vorgesehenen Buchten, da hat man ja auch mehr Ruhe. 

Man kann davon gar nicht genug sehen und fotografieren,

Während westlich und nördlich der Vulkane die uns ja nun schon bekannte Hügellandschaft und kleinere Busch- oder Baumwälder herrschen, wird die östliche Route als Desert Road bezeichnet, geht durch die Rangipo-Wüste und ist von flachem Terrain mit trockenem Heidekraut und Grasbüscheln geprägt. An mehr als 270 Tagen/Jahr soll es hier Frost geben, was zu den Warnungen auf den Schildern passt. Der Boden ist laut Wikipedia und Reiseführer erstaunlicherweise wenig fruchtbar. Aber auch hinter der kargen Landschaft sind die Vulkane unglaublich schön. 

Im Südosten des Tongariro-Gebiets passieren wir ein uns nicht interessierendes Militärmuseum und biegen nach Osten Richtung Pazifik ab. Die Straße schlängelt sich wieder durch eine Grashügellandschaft, es gibt viele noch bewollte oder schon geschorene Schafe, einige Rinder, extrem wenig Menschen und keinerlei Kaffee. Doof, aber trotzdem ein toller Trip über das "Fjell". Je weiter wir nach Osten kommen, desto bewaldeter werden die Hügel, die hier zwischenzeitlich auch deutlich höher sind. Anders als noch am Forgotten World Highway ist das kein Regenwald mehr, sondern eher trockenes Gebüsch (Südseemyrte?) oder Forste mit hohen gleichmäßigen sehr dunklen Kiefern. Der Buschwald erinnert ein wenig an Südfrankreich, die Kiefern an den Schwarzwald.

Wir nähern uns der Pazifikküste mit der Hawke‘s Bay; aus den hohen Hügeln wird erst ein gleichmäßig gewelltes Relief und schließlich Flachland mit Wein- und Obstanbau. Unser Tagesziel Napier liegt direkt am unendlich weiten Pazifik und die Unterkunft ist nur durch eine Allee aus diesen merkwürdig ordentlichen Araukarien und einem dunklen Kiesstrand vom Ozean entfernt. Es gibt sehr viele Spielplätze, Getränke- und Eisbuden mit angenehmen Preisen, einen äußerst weiten Panoramablick und Sonne pur. Toll. 



Pazifik nach Norden


und nach Süden





Napier gilt als die bedeutendste Art Deco-Stadt in Neuseeland. 1933, während der Weltwirtschaftskrise, wurde sie durch ein Erdbeben fast komplett zerstört. Durch viel Eigeninitiative und Zusammenhalt in der Bevölkerung hat man sie im damals modernsten Stil wieder aufgebaut, was noch heute zu sehen ist. Nur die Farben sind eher im Pastellbereich geblieben, weil das Geld für satte Pigmente nicht reichte. Trotzdem gelungen. 

Unsere hiesige Unterkunft wird von einem deutschen Guido geleitet, der als Backpacker hier geblieben ist. Ebenso wie die Bedienung im Restaurant, in dem wir essen gehen. Da gibt es sogar ein Moin, denn der Mann ist aus Plön. Die Welt schrumpft wieder einmal ein wenig zusammen. Denn Rest des Abends verbringen wir auf dem Balkon mit Blick auf den Pazifik. Wieder ein Wahnsinnstag, der da hinter uns liegt.




Abendstimmung am Pazifik



Deine Spuren im Sand....

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