10.02.2024, Sylkes Tagebuch, Christchurch - Kaikoura

Heute nehmen wir zum ersten Mal wahr, warum Neuseeland in der Sprache der Maori Aotearoa heißt, das Land der langen weißen Wolke. Die Wolken in den letzten zwei Wochen waren durchaus mit denen bei uns zu vergleichen, aber hier ist der Himmel ganz anders. Über uns ist es bedeckt, Richtung Westen und Norden gibt es aber klare Abgrenzungen und dahinter leuchtet blauer Himmel mit langen zarten Wolken. Weit und schön.

Die Landschaft ist schon jetzt tatsächlich komplett anders als auf der Nordinsel. Sehr flache Gebiete in Küstennähe werden auf unserer Tour Richtung Norden gesäumt von hohen Hügeln aus Kalkstein, die grasbewachsen die Farbe reifen Getreides haben, obwohl sie eher abgefressen, abgemäht oder einfach karg scheinen. Den vorherrschenden Farbton würde ich am ehesten mit weizenblond beschreiben, wenn da denn Getreide wäre. Es ist eher eine Grassteppe. Immer wieder sehen wir riesige Hecken oder schlanke Baumreihen gegen den allgegenwärtigen Wind, obwohl dazwischen kein Obst oder Gemüse wächst. Vielleicht hat es einfach in der letzten Zeit zu wenig geregnet oder das lässt sich tatsächlich schon auf eine Misswirtschaft der Maori vor ca. 700 Jahren zurückführen, die damals große Flächen mit Feuer rodeten und so eine Tussock-Steppe mit horstartig wachsenden Gräsern entstehen ließen. Dieser Teil des Canterbury-Gebiets liegt auf jeden Fall im Regenschatten der fernen Berge, die man ab und zu im Westen aufragen sieht. Die Flüsse führen kaum Wasser und dümpeln als schmale Rinnsale in breiten Kiesbetten vor sich hin. Auch die Feuergefahr-Anzeiger neben dem Highway weisen eine höhere Brandgefahr aus, als wir bisher gesehen haben. Wenn wir Bäume oder Büsche sehen, sind es eher sehr dunkelgrüne Gehölze, meist Koniferen in künstlichem Anbau. Dazwischen grasen oft Schafe, seltener Rinder; ab und zu sieht man eingezäuntes Rotwild.



 

Strommast mit Possum-Blech. Trockene Landschaft, Steppe. 

Wir füllen kurz hinter Christchurch unsere Vorräte und machen noch einen kurzen Stopp auf einem sehr kleinen Wochenmarkt. Es gibt neben regionalen Produkten wie Gemüse, Beeren, Honig und vorgezogenen Nutzpflanzen Stände mit Strickwaren, Schmuck und etwas Kunsthandwerk. Alles nett, authentisch und eher bescheiden. Nicht so überkandidelt wie die Märkte in anderen Touristen-Hotspots. 

 

Auf dem Markt. Bisschen Kitsch, aber das gehört wohl dazu

Auf der Suche nach dem Froschstein, einer etwas bizarren Kalkformation, deren Anblick dann doch nicht so doll ist, machen wir einen kleinen Umweg durchs Hinterland und treffen im Greta Valley wieder auf die Hauptstraße. An der Nebenstraße befinden sich sowohl ein Golfplatz (in beige) als auch ein Tennisplatz. Wir fragen uns, für wen die sind. Außer einem Café mit einer sehr netten Bedienung, sehr leckeren gewürzten Dattelscones und ein paar wenigen Touristen auf der Durchreise scheint hier der Hund begraben zu sein. Weiter Richtung Norden wird es dann doch wieder grüner und bewaldeter. Große Nadelholzforste wechseln sich mit  Laubgehölzen ab, die wenigen Flächen ohne oder mit nur wenigen Bäumen und Büschen haben zumindest einen Hauch grün.

 

Deko an der Cafeteria. Würde heute so wohl nicht mehr durchkommen

Und dann stoßen wir auf die felsige Pazifikküste, ein toller Anblick. Die Brandung ist nicht so stark, aber über dem Meer liegt ein deutlich sichtbarer Dunst. Die Küste wirkt wild und friedlich zugleich. Ca. 30 km vor unserem Tagesziel Kaikoura entdecken wir nahe des Landes zwei Boote, die von zig, wenn nicht sogar hunderten, Delfinen  begleitet werden. Die Tiere springen und drehen sich in der Luft oder schwimmen in großen Schulen neben den Booten her. In Kaikoura ist es laut Reiseführer im Gegensatz zu anderen Orten mit Whale Watching noch erlaubt, mit den Delfinen zu schwimmen. Durch das Fernglas sehen wir allerdings, dass die Tiere zwar die Nähe zu den Booten suchen, den Kontakt zu den Schwimmern aber wohl meiden. Ist auch besser so, denke ich.

  Dampfender Pazifik

 Weiter Blick

 

Fels ohne und mit Freeclimber.

Internationale Muschelsucher (die natürlich nichts mitgenommen haben)

 

Kann man leider kaum erkennen, aber das Wasser schien vor lauter Delfinen zu kochen.

Unsere Unterkunft ist wieder ein Zimmer in einem Motel, sauber und ordentlich, etwas teurer als die meisten anderen Bleiben. Nach einer Verschnaufpause gehen wir ein wenig am Strand spazieren in Richtung Kaikoura Penninsula Walk. Das Wetter ist wieder richtig super geworden, eine Blick nach dem anderen fällt auf Postkartenmotive der schönsten Art. Leider reicht die Zeit nicht, um den ganzen Walk zu gehen, bei dem man mit etwas Glück auf Seebären, andere Robben, Stachelrochen und Albatrosse stoßen kann. Wir werden das morgen Nachmittag noch einmal versuchen.



Pōhutukawas ("Weihnachstbäume"), die oft schon Mitte Dezember blühen

Pfad mit Walresten aus anderen Zeiten.

 Bucht von Kaikoura bei schönster Sonne

 Nicht der König von Kaikoura, aber fast.





Individuelle Behausung mit perfektem...

...Außenbereich und Blick aufs Meer




Der alte Schornstein, da stand mal mehr am Meer.

 Bizarre Felsformationen


 Möwen in Abend-Positur


Tüpfelscharbe, ebenfalls sehr fotogen. Ist nahe verwandt mit unseren Kormoranen.

Auf dem Rückweg essen wir in einem kleinen Restaurant an der Esplanade. Der Wind ist richtig frisch geworden, die Servietten und Tischkärtchen hält es kaum auf den Tischen. Beim Heimweg treffen uns die ersten Regentropfen und in der Unterkunft angekommen geht es richtig los. Das Wetter schlägt schneller um, als man denken kann, aber davor wurden wir schon oft gewarnt. Hoffentlich ist das morgen ruhiger, denn da haben wir etwas Besonderes vor.

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