14.02.2024, Sylkes Tagebuch, Punakaiki/Pancake Rocks - Hokitika - Franz Josef/Waiau
Die SH 6 (State Highway 6) ist laut Reiseführer gerade an der Westküste eine der schönsten, wenn nicht sogar die schönste Straße der Welt und Neuseelands sowieso. Das zieht natürlich auch alle möglichen anderen Menschen an. Manchmal ist es interessant, manchmal natürlich auch nervig, die zusätzlich zur Landschaft, den Tieren, Pflanzen, Gebäuden usw. zu beobachten. Ab und zu frage ich mich (wie bei dieser Gruppe gestern an den Pancakes), ob die den Hintergrund zu den Bildern wirklich wahrnehmen. Soll nicht mein Problem sein, von China ist es ja auch näher.
Aber gut, dass wir die Pancake Rocks gestern schon bei schönstem Sonnenschein angesehen haben, denn heute ist das Wetter nicht so berauschend. Zunächst ist es nur bedeckt, aber nach einem kleinen Zwischenlichtblick nieselt es ab und zu. Kein Wunder, denn an der Westküste soll die Niederschlagsmenge drei Mal so hoch sein wie in Hamburg; in den Bergen regnet es noch mehr. Trotzdem ist die Strecke oft wundersam und unglaublich abwechselnd. Etwas südlich von Punakaiki erleben wir eine große Weite am Küstenstreifen, während links von uns die Berge immer schroffer werden. Es ist grün und flach, das Meer erscheint riesig, die Luft ist zwar wegen des Nieselns manchmal nicht klar, aber wie auch in den anderen Teilen Neuseelands sauber und gut. Neuseeland, das Land der großen weißen Wolke, hat nicht umsonst den Ruf, dass alles weiter, größer und freier erscheint als in anderen Ländern. Der Himmel gestern Abend war - wie genau genommen jeder Himmel - mit unendlich vielen Sternen versehen. Nur sieht man die hier auch. Unfassbar, grandios, ..., mir gehen die Wort aus (und das will schon etwas heißen).
Obwohl es Hochsaison ist, wirkt nichts überfüllt und wir haben zwischenzeitlich auf einer Strecke von 50 km kein Auto hinter und nur wenige Autos vor uns. Wir passieren Greymouth, eine kleine Stadt aus Goldgräberzeiten, die mittlerweile eher Hafenstadt ist und nicht sehr interessant erscheint, und machen unseren ersten Zwischenstopp in Hokitika. Der Ort ist klein, nett, es gibt an einem Karren am Strand guten Kaffee von einer netten Bedienung, Galerien, viel Strandgut und auch ein paar Souvenirläden. In einigen Läden wird Strickware aus einem Woll-Possum-Gemisch angeboten und auch einige Pelzwaren aus Kusufell werden dort verkauft. Die einst zur Fellgewinnung eingeführten Tiere sind eine solche Plage geworden, dass man von einer Anzahl von ca. 70 Mio. Tieren ausgeht und wir an unzähligen Stellen, auch und besonders in Naturschutzgebieten, Fallen gesehen haben. Aber ohne eine (sicher nicht nette) Dezimierung haben bodenbrütende Vögel wie Kiwis oder Tahakes kaum eine Chance. Kiwis und auch selten Tahakes haben wir noch nicht gesehen, aber gestern hat uns eine Wekaralle mehrfach besucht (sehen lustig aus und haben keine Angst vor Touris). In Hokitika treffen wir auf eine Capt'n-Ahab-Möwe. Da ist irgendwie das zweite Bein kaum gebrauchsfähig. Gilt aber nicht als eigene Art. Bezüglich der Tahakes, die fast ausgestorben waren, bin ich im Internet auf einen interessanten Artikel gestoßen. Es gibt eine verwandte Art, die wir bereits mehrfach gesehen hatte, das Australische Purpurhuhn (Pūkeko). Da die Pūkekos mittlerweile etwas überhand genommen haben, sollten Jäger die Bestände etwas reduzieren und haben bei der Gelegenheit vier der so seltenen Tahakes abgeschossen. So viel dazu, dass gute Schulung oft das bessere Rezept ist.
Hinter Hokitika zieht sich auf flachen Grund rechts und links des Highways extrem dichtes Gebüsch entlang. Die Sträucher sind vom ständigen Wind ein wenig schief gedrückt und haben so ein dichtes feines Blätterdach, dass kaum Licht zwischen die Stämme gelangt. Die weinigen Seitenstraßen führen wie Tunnel durch diese Vegetation. Ein interessanter Anblick. Im Dunst des Meeres sehen wir immer wieder tolle Felsen aus dem Wasser ragen, das muss einfach ein super Anblick sein, wenn die Sonne drüber steht. Was sie gerade nicht tut.
Dichtes Gebüsch vor dichten Wolken entlang des Weges
Dann werden der Bewuchs neben der Straße und auch die Berge wieder höher und wir fahren durch einen absolut fantastischen Küstenregenwald. Es gibt sehr große mit Epiphyten überwucherte Urwaldriesen, Baumfarne in allen Höhen, Farne, Büsche, Bäume, Moose, alles wie bei den anderen Regenwäldern auf unterschiedlichsten Etagen. Kiefern oder andere europäische Nadelbäume fehlen (zum Glück) im Gegensatz zu den heimischen Koniferen. Selbst abgestorbene Bäume geben den Aufsitzerpflanzen eine Chance, näher ans Licht zu kommen. Wahnsinnig spannend für mich.
Kurz vor unserem Tagesziel halten wir an einem fast ausgetrockneten Flusslauf. Wir haben jetzt die Südalpen erreicht, das Wetter wird leider eher schlechter als besser. Aber wir hatten bisher so viel Glück damit, dass wir uns nicht beschweren wollen. das zeigten sicher auch die Fotos der anderen Tage. Neben dem Auto wackeln ein paar Paradieskasarkas ohne jede Scheu herum. Diese Halbgänse sehen wie ein echtes Pärchen aus und sind es auch wohl. Die Weibchen haben eine komplett weißen Kopf, die Männchen sind dagegen dunkel. Hübsch.
Herr und Frau Kasarka
Ziemlich pünktlich erreichen wir das "Dorf" Franz Josef zu Füßen des gleichnamigen Gletschers. Der sollte eigentlich bei seiner Entdeckung durch den Briten Leonard Harper Victoria-Gletscher heißen, aber der hatte die offizielle Beantragung des Namens vertrödelt. Und dann hat der Deutsche Julius von Haast, der gefühlt überall in Europa unterwegs war, ihn nach Sisis Mann betitelt. Shit happens. Der Ort besteht, so weit wir das sehen, fast ausschließlich aus mehr oder weniger teuren Unterkünften, einem Museum und einigen wenigen Restaurants. Wir sind in einer verhältnismäßig günstigen Unterkunft namens Glow Worm Accomodation. Sauberes Zimmer, nettes Mädel am Empfang, Frühstück und Gemüsesuppe inklusive, aber Gemeinschaftsbad und -klo. Wird schon klappen, wir sind ja eigentlich Camper, und die Mitreisenden scheinen alle nett zu sein. Nur kalt ist es geworden und es pieselt immer noch. Hoffentlich wird das morgen besser, denn wir würden noch gerne einen Blick auf den Gletscher werfen. Sollt das nicht klappen, wäre das auch nicht so schlimm. Wir haben schon mehrere Gletscher in Norwegen gesehen. Daher auch die etwas von Freunden beeinflusste Entscheidung, nicht großartig in das nur sehr schwer zugängliche Fjordland zu fahren. Uns geht es ja trotzdem supergut. Könnte wie schon so oft kaum besser sein.
Ok, bis auf das Wetter. Aber das ist ja wohl in unserem Heimatort sehr viel schlechter. Vorgestern schickten unsere lieben Nachbarn ein Video von unserem(!) Haus, bei dem das Wasser aus dem Fenster kam. Dass sie einfach eine Pumpe und einen Schlauch angeschlossen hatten, als sie netterweise die knapp drei Zentimeter Wasser aus dem Keller gepumpt haben, war darauf nicht zu sehen. Nach dem ersten Schock bei Roland war das schnell geklärt. Ein großes Dankeschön an die Nachbarn!
















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