15.02.2024, Sylkes Tagebuch, Franz Josef - Haast - Lake Hawea. WäreHätteKönnte

Der Tag des Konjunktiv II. Wäre das Wetter besser und hätte es nicht so viel Regen, könnte man die schönsten Fotos machen. Is aber nich. Oder sich Gletscher angucken. Gestern war das so trübe, dass es keinen Sinn ergab, zum Franz-Josef-Gletscher raufzulaufen. Heute regnet es stramm durch. Wir frühstücken noch kurz in der Backpacker-Herberge, die von erstaunlich vielen jungen Mädels aufgesucht wird. Roland hält noch einen kurzen Schnack mit zwei Radwanderern, die sich wohl wegen des schlechten Wetters abholen lassen. Wettermäßig haben wir in den nächsten Stunden alle Varianten vom zarten Geniesel über konsequenten Sprühregen bis zu wahren Wolkenbrüchen. Auf dem Hof der Glow Worm Accomodation sitzen vier nasse Keas im Baum und wundern sich über die Menschen, die draußen unter einem Vordach über das Internet ans andere Ende der Welt telefonieren. Es wird auf mehreren Schildern eindringlich darum gebeten, die Schlaumeier nicht zu füttern. Irgendwelche menschlichen Spaßvögel gaben Münzen und Schmuck auf dem Tisch und den Geländern festgeklebt, aber das haben diese klugen Tiere längst spitz gekriegt, dass da nichts zu holen ist.



Keas lassen sich nicht so leicht veräppeln

Es geht weiter der SH 6 folgend nach Süden. Zur Erinnerung: Eine der schönsten Straßen überhaupt. Wenn man etwas sehen kann. Uns kommen vermehrt aufgeweichte Motorradfahrer entgegen und wir überholen klatschnasse Radfahrer, gut gesichert mit Lampen und Warnwesten, das Gepäck in wasserfesten Taschen verpackt. Eine Radfahrerin hat sich gegen Nässe und Kälte (15 Grad) tatsächlich Haushalts-Gummihandschuhe übergezogen. Wenn’s hilft…. Das Land wird weit, es gibt wieder mehr Landwirtschaft am Küstenrand. Links werden, soweit man das erkennen kann, die Berge höher und schroffer. Auch ein Besuch des benachbarten Fox-Gletschers fällt mangels Sicht ins Wasser. Immer wieder sehen wir breite Flussbetten, die hier trotz des Regens kaum Wasser führen. An der Bruce Bay gelangen wir direkt an die Tasmansee, was bei besserem Wetter sicher wieder sehr schön wäre. Richtung Binnenland taucht erneut der merkwürdig dichte Buschbestand auf, der nur aus Stämmen und Blätterdach zu bestehen scheint und fast gruselig duster ist.

Düsterer Wald. Rechts: Regenwald. Macht seinem Namen Ehre.

 Schwere Wolken von Westen

Auf der Fahrt parallel zur Küste verändert sich der Küstenregenwald. Es wirkt durch viel Baumfarn, Palmen und Keulenlilien wie den Cabbagetrees zwar ziemlich exotisch, aber gleichzeitig werden die Steineiben immer höher und die Straße verwandelt sich fast in eine Schlucht. Spannend, aber leider nur mäßig fotogen. Nahe des Meeres taucht sumpfartiger Bewuchs auf, der durch seine gelbbraune Farbe fast ein wenig herbstlich wirkt. In Haast hatten wir eine Pause geplant, aber der Ort gibt nicht viel her. Getankt hatten wir schon in Franz Josef und so fahren wir weiter ins Binnenland. 

Die Küste bei Bruce Bay

Nicht nur das Wetter wird feuchter, auch der Untergrund

Jetzt füllen sich auch Flüsse und Bäche, die Gräben neben der Straße sind übervoll. Der Weg ins Gebirge begleitet den mächtigen Haast River. Das ist aktuell ein stattlicher Fluss, aber das breite Tal hat sicher noch viel Kapazitäten für mehr Wasser. Zu beiden Seiten des Tals donnern tosende Wildbäche und Wasserfälle herbei. Sie und die schroffen Felswände um uns herum müssen fantastisch aussehen, wenn da nicht die Tropfen und Wolken zwischen wären. An den Fantail Falls halten wir trotzdem und sehen uns eingehüllt in Regenjacken den Wasserfall an. Bei trockenerem Wetter und niedrigerem Wasserstand scheint es für Besucher ein Riesenvergnügen zu sein, kleine Steintürmchen und -Brücken aus dem Flusskies zu bauen. Netter Anblick, wenn da nicht… 

 

Da hatte jemand Langeweile. Oder einen guten künstlerischen Blick

Kurz nach den Fantail Falls überqueren wir den Pass und der Regen wird heller (ja, auch über so etwas kann man sich freuen). Große Gebirgsseen begleitet von Bergen mit ziemlich spärlichem Bewuchs beherrschen die Gegend. An einigen Stellen wächst sehr helles zierliches Gras und die Seen nehmen wieder etwas mehr Farbe an.  Neben der Straße tauchst eingezäunt wieder Wild auf. Es muss sich wohl um Wapitis handeln, denn die Tiere sind erheblich größer als das Rotwild an den anderen Tagen und werden in Neuseeland wegen des Fleisches gehalten. Mittlerweile ist es früher Nachmittag. Ab und zu findet die Sonne eine Lücke, lässt das Gras leuchten und färbt das Wasser wieder in diesem herrlichen Türkis. Jetzt hör ich auf, über das Wetter zu meckern, denn das ist wieder mal sehr sehenswert.

Unterwegs. Das Gras wird immer heller, der Regen auch

Noch hängen dicke Wolken über den Seen

Unser heutiges Ziel ist ein Campingplatz am Lake Hawea. Dort haben wir die Lakeside Cabin gebucht, eine winzige nette Hütte direkt am See. Eigentlich nicht mehr als ein Doppelbett mit Dach drüber, Strom und Wasserkocher (die sind wie zwei Becher und Teebeutel fast immer dabei). Reicht völlig aus. Da wir heute selbst kochen wollen und es eine Gemeinschaftsküche gibt, müssen wir allerdings noch Geschirr mieten. Die echten Camper haben das natürlich dabei, aber wir logischerweise nicht. Das ist gut organisiert auf dem Platz und kostet $ 5 zzgl. $ 20 Pfand. Insgesamt ein richtiger vernünftiger Campingplatz, der seinen Namen anders als die Stellflächen mit oder ohne Dixiklo auch wirklich verdient.

Am Lake Hawea

 Klein, reicht aber völlig aus

 Bett mit Dach drüber und Wänden drumrum

Der See ist himmlisch und verändert ständig seine Farbe. Es ist jetzt doch noch trocken geworden, aber ziemlich windig. Zeit für eine lange Hose und eine Jacke.

 

Habe nach dem Essen und dem dazugehörigen Abwasch noch kurz den Himmel bestaunt. Wahnsinn.


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