19.02.2024, Sylkes Tagebuch, Catlins - Dunedin. Die Löwen sind los!

Es wird Zeit, von der Südküste Abschied zu nehmen. Da es die ganze nach gestürmt hat und der Wind ordentlich ums Haus herumgeheult hat, frühstücken wir erst einmal in Ruhe und packen unsere Sachen. Wir erwarten nicht viel vom Tag, denn es regnet draußen in Strömen bei gerade mal 12 Grad. Fast kommt es uns so vor, als sollte das schon eine Einstimmung in das Wetter zu Hause sein. Meine Mutter berichtete am Telefon, dass es bis auf ein sehr kleine Verschnaufpause am Sonnabend fast durchgehend geregnet hätte. So ziemlich alle sehnen sich nach Sonne und helleren Tagen, die wir ja im Überfluss hatten.

Wir fahren an Gore vorbei über Clinton und Balclutha nach Dunedin. Es regnet mal mehr und mal weniger, aber es wird nur sehr zögerlich heller. Die Wolken liegen schwer und tief über der Küste. Ich recherchiere schon die Museen, als wir uns wegen einer kleinen Regenpause und der frühen Ankunft entschließen, zunächst auf die Otego Peninsula zu fahren. 

Schwere Wolken über der Küste vor Dunedin

 

Auch über der Otego Peninsula ist das nur wenig besser

Otego Peninsula ist eine vorgelagerte Insel zu Dunedin, von der aus man Albatrosse, Pinguine und Seelöwen beobachten können soll. Die Entscheidung war goldrichtig. Wir kurven ein wenig auf der Halbinsel herum und biegen dann in Richtung Sandfly Bay ab, obwohl wir die Viecher natürlich nicht leiden können (der Mann ist immer noch ziemlich zerstochen). Schon kurz nach dem Parkplatz fällt uns auf, dass trotz des bedrohlich dunklen Himmels durchaus noch mehr Leute da herumspazieren, obwohl man durch tiefen weichen Sand steil hinunter muss, um den Strand zu erreichen. So viel Interesse deutet immer darauf hin, dass da wirklich etwas zu sehen ist. Das Wetter ist jetzt trockener und es gibt ein kleines Wolkenloch. Die Küste hat wieder vorgelagerte Felsen, aber zunächst geht man durch ein weites Dünenland. Das Schild, auf dem Rücksicht auf die Dünen eingefordert wird, ist halb im Sand versunken. Als Norddeutsche wissen wir ohnehin, wie empfindlich die Sandberge gegen Verwehungen sind und werden sie natürlich nur auf den vorgesehenen Wegen betreten.

Versunkenes Schild

 

Hatte ich schon mal erwähnt, wie toll der Stra....

 

Tolle Dünen, aber das Wetter ist immer noch mäßig

Ich versuche, mit dem Fernglas zu erkennen, was die Strandgänger da so interessiert. Ich da zwar lange dunkle Gebilde und Dinge, die Pinguine oder andere Vögel sein könnten, aber es bewegt sich nichts und so halte ich das für Felsen oder Steine. Beim Näherkommen entpuppen sich die kleinen "Steine" als Möwen, Stelzenläufer und Sturmvögel. Und zu unserer Überraschung liegt der ganze Strand voll mit 15 bis 18 großen Seelöwen. Raufende Jungbullen sind ebenso dabei wie schlafende Mütter mit Jungtieren, alte Herren mit mäßig guter Laune und junge chillige Ladys, vor denen sich die Jünglinge in Pose werfen. Unfassbar toll. Und es interessiert hier keinen der Seelöwen, wie weit sich die Spaziergänger herantrauen. Normalerweise gilt sie Regel, nicht näher als 20 m heranzugehen und keinesfalls zwischen Tier und Meer zu geraten. Laut Schild wird an diesem Strand mit der Tier-Meer-Regel eine kleine Ausnahme gemacht, so lange die schlafen. Insgesamt halten sich die Leute auch an die Regeln, aber es ist unmöglich, auf der Binnenseite an ihnen vorbeizukommen. Vier junge Männchen versperren den Weg, also gehen wir gefahrlos oben rum. Am Angeberverhalten der Halbstarken kann man aber durchaus erkennen, wie schnell die werden können. Der eingeforderte Respekt ist sicher angebracht. Ein wirklich einmaliges Schauspiel, obwohl die meisten nur faul in der Sonne liegen, die sich mittlerweile durchgesetzt hat und vom blauen Himmel scheint. Die Seelöwen sind bis auf die Jungs fast so beruhigend wie die Wombats auf Tasmanien. Ab und zu die Nase in den Sand rümpfeln oder eine Ladung kühlen Sand auf den Po schaufeln, das war's. Cool.


 

Sogar mit Babys

 

Faule Bande beim Nachmittagsnickerchen


 

Halbstarke Angeber





 

Jetzt ist wieder alles wie gehabt, blauer Himmel, blaues Meer, super Postkartenmotive


Wir fahren dann noch ans Ende der Halbinsel. Für die Pinguine war es noch zu früh, für die Albatrosstour zu spät, aber die Küste wie so oft ein Traum. Macht nichts, die Seelöwen waren ja ein echtes Erlebnis und auch hier liegen ein paar der Faulpelze rum. Schilder weisen darauf hin, dass es durchaus mal vorkommen kann, dass da eine tote Möwe liegt. Vermeintlich tote Seelöwen oder andere Robben würden dagegen nur schlafen und man solle sie bitte nicht wecken. 


 

Am äußersten Zipfel. auch ohne Pinguine und Albatrosse schön.

Auf dem Rückweg stellen wir fest, dass auch wie in schon so vielen von uns bereisten anderen Ländern man nirgendwo vor Kreuzfahrtschiffen sicher ist. Wie gut, dass wir nicht auf einen solchen Fleischdampfer müssen. Und Pinguine sehen die vermutlich auch nicht.

 


Jetzt geht es ins Hotel, das wie ein gestrandeter Wal nahe der Innenstadt liegt. Passenderweise heißt es Leviathan wie das Buch von John Ironmonger (auch Der Wal und das Ende der Welt) und hat schon besserer Tage gesehen. Mal gucken, wie die Nacht wird. Wir gucken noch ein wenig in der Stadt rum, die tatsächlich ganz anders zu sein scheint als die bisherigen Städte. Es gibt hübsche(!) mehrstöckige Gebäude, eine sehr große ansehnliche Kirche und insgesamt viel Großstadtflair. Hoffentlich haben wir morgen noch etwas Zeit und Wetter, uns mehr anzusehen. 


Die erste richtige Kirche seit langem.

Mitten auf der Straße. Was soll uns das sagen? Weg zu den Leibesübungen? Sportzeug vergessen???

  

Wenn man lange genug hier ist, passt sich die Frisur an die Landschaft an (Windflüchter, rechts und links

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