Juhu, das Wetter hat gehalten. Wir haben zwar nur sehr mäßig geschlafen, da es nachts sehr hellhörig war, und das Gehen auf den schiefen Böden im Hotel war wie auf einem Schiff, aber wird das schon klappen mit der Weiterfahrt. Wir frühstücken erst mal in der Innenstadt.
Dunedin, benannt nach dem gälischen Namen für Edinborough, ist auch bei näherer Betrachtung wirklich eine Stadt. Zwar etwas kleiner als Oldenburg (gut 120.000 Einwohner), aber mir Uni, Kneipen und Cafés, Kultur und steinernen mehrgeschossigen Gebäuden. Ob es hier je ein starkes Erdbeben gegeben hat, konnte ich nicht herausfinden. Bei der Recherche gerade eben wurde mir aber eines vor einer knappen halben Stunde (Ooops!!!, 2,9), eines vor 4 Wochen (3,9).und eines vor einem knappen Jahr (4,8). Warum hier so anders gebaut wurde und warum das wohl einiges aushält? Wie auch immer, es gibt mehrere richtig große neugotische Kirchen, einen sehr sehenswerten Bahnhof im Baustil der Flämischen Renaissance (sagt Wikipedia) und zahlreiche andere meist leicht verschnörkelte Gebäude im Queen-Anne-Style, die Anfang des letzten Jahrhunderts gebaut worden sein müssten. Die Städte in Neuseeland haben uns ja s auf Auckland (hypermodern gemixt mit ländlichem Flair) und Napier (Art Dèco, weil fast komplett zerstört vor ca. hundert Jahren) nicht so wirklich begeistern können. Dunedin ist da eine sehenswerte Ausnahme.


Rechtes Bild: Neben der St. Pauls Cathedral
Linkes Bild: Law Courts, rechtes Bild: Baptistenkirche
Bahnhof, rechter TeilUns und natürlich auch zahllose andere Touristen hat auch eine andere Attraktion gereizt, die steilste Straße der Welt, die Baldwin Street. Sie befindet sich im Norden der Stadt und hat eine Steigung von sagenhaften 35 %! Um die und in der Straße gibt es zahlreiche Wettbewerbe wie den Baldwin Street Gutbuster (750 m rauf und runter, Rekord liegt bei unter zwei Minuten), das Herabkugelnlassen von Jaffa- bzw. Schokokugeln für einen guten Zweck, den Fahrrad-Geschwindigkeitsrekord, den mit über 117 km/h derzeit ein Bayer hält, und sicher noch einiges mehr. Leider hat es auch schon gefährlichen Unsinn gegeben wie einen tödlichen Unfall mit einer Mülltonnenfahrt. Selbst heute fuhr da Auto rauf (wie gesagt, kein Ausgang) und jemand musste unbedingt ausprobieren, wie schnell ein Tennisball auf der Strecke wird. Die Straße ist übrigens so steil, dass sie nicht asphaltiert werden kann. Der Belag würde bei Hitze wegrutschen.


Keine Durchfahrtsstraße, aber einige fahren trotzdem hoch. Blick von unten.
Schräge Sache, das hier. Blick von oben
Ein bisschen tricksen einige auch nach.
Für alle Wettbewerbe und weiteren Unsinn liegt ein Schild im Gras bereit.
Es geht weiter Richtung Norden. Der State Highway I führt mehr oder weniger nahe am Pazifik lang. Immer wieder lockt der Ozean, das ein oder andere Foto zu machen. Das angekündigte Wolkenwetter bleibt erstaunlich schön.
Unterwegs. Schön.
Dann erreichen wir unser Zwischenziel, die Moeraki Boulders. Laut einer Legende der Maori ist dort in grauer Vorzeit eines der legendären Auslegerkanus mit Vorräten gestrandet und die riesigen Kugeln sind versteinerte Vorratsbehälter oder Süßkartoffeln. Auf jeden Fall sind sie uralt und sehr beeindruckend. Die größte der Aggregatkugeln hat einen Durchmesser von über 2,20 m und sie sollen je nach Quelle vor 4 bis 65 Mio. Jahren entstanden sein. Da ist man sich wohl noch nicht einige, aber das mit dem Kanu ist dann eher unwahrscheinlich, denke ich.
Rechts: Versunkene Schildkröte?
Auch wenn das manchmal so aussieht, waren wir nicht alleine da
Wir machen noch einen weiteren kurzen Abstecher ins Binnenland zu den Trotters Gorge, einem engen Tal mit ausgespülten imposanten Felsen. Da man dort kaum haten kann, gibt es leider keine vernünftigen Fotos davon.
Nach einer weiteren Dreiviertelstunde sind wir dann im Örtchen Oamaru. Unsere Unterkunft dort befindet sich in einem pittoresken Gebäude mit dem Namen Federation House, die Straße ist fast so steil wie die Baldwin Street. Wie bereits bei dem ein oder anderen B&B ist alles ein wenig in die Jahre gekommen, aber sehr originell. Der Vermieter hat gefühlt jeden Winkel ausgebaut, mit Holz verkleidet, mit Bildern dekoriert und mit unterschiedlichen, meist geblümten Teppichen beklebt. Die Fenster sind noch aus einfachem leicht gewölbten Glas (Planglas gab es meines Wissens erst nach dem Zweiten Weltkrieg). Dafür hat der Gesellschaftsraum einen Billardtisch und es werden Bademäntel gestellt. Im Bad bekommt man ein wenig Platzangst, im Zusatzzimmer sowieso. Spannend.
Aussichtsfenster und Leih-Bademänteln
Mini-Bad, Mini-Küche, aber alles da

Wenn man sich Mühe gibt, kann man Wandbeläge auch festtackern. Die Elektrik ist übersichtlich für alle, das Reh passt schon drauf auf
Nach einer kleinen Pause, die wir beide wegen der nicht so erholsamen Nacht gebrauchen konnten, machen wir uns auf in den Ort. Nach dem einsamen kleinen Pinguin in den Cathedral Caves an der Südküste wollen wir zur Pinguinstation. Dort ist das Fotografieren verboten, um die Tiere nicht zu stören. Doch zunächst etwas zu Oamaru. Der Ort hatte einst eine sehr große Bedeutung für das ganze Land und war um 1880 etwa gleich groß wie Los Angeles. Heute kaum vorstellbar. Die Altstadt ist fast komplett viktorianisch und sehr gut erhalten. Zusammen mit einer Museumsbahn und einigen Künstlern, die sich hier angesiedelt haben, hat das zu einer Entwicklung in Richtung Steampunk geführt. Passt irgendwie, stellen wir fest. Die Gebäude sind z. T. sehr speziell und etwas gruselig, aber man gibt sich die größte Mühe, das Image daran anzupassen. Sogar eine Fußgängerbrücke über die alten Gleise wurde konstruiert. Die Stadt bewirbt sich daher laut Internet als Hauptstadt des Steampunk, wo auch immer eine solche Bewerbung hingeschickt wird.


Fußgängerbrücke an der Museumsbahn
Nach dem Abendessen und der Kurzbesichtigung der Altstadt sind dann die Pinguine dran. Zuvor geben sich aber noch hunderte Tüpfelkormorane und einige Seebären die Ehre. Wenn ich bedenke, dass ich mir in Kaikoura mit einem einzigen Tüpfelkormoran noch solche Mühe mit den Fotos gegeben habe....
Steg, komplett voll mit Tüpfel-Kormoranen
Seebär mit Showtalent
Die Pinguin-Station sehen wir nach der Veranstaltung mit etwas gemischten Gefühlen. Als sie in den Neunziger Jahren damit angefangen haben, soll es in der Gegend ca. 120 Blaue Zwergpinguine gegeben haben. Diese zahl sei mittlerweile auf 700 bis 800 Exemplare angestiegen. In der Station gibt es künstlich angelegte Nisthöhlen, zu denen die Elterntiere bei und nach Anbruch der Dunkelheit kommen, um ihre Jungen zu füttern. Dabei passieren sie zwei Bühnen mit menschlichen Zuschauern. Es gibt zunächst vorweg Erklärungen zu den Vögeln und Verhaltensanweisungen (keine Kameras oder Handys, leise und ruhig bleiben usw.), aber leider wird das auch während die Tiere sich zwischen den Bühnen aufhalten zu laut und zweisprachig zu lange erklärt. Gerade das Mikro für die Übersetzung im Mandarin ist zu schrill und zu laut eingestellt. Es ist zwar niedlich, wie die heranwackeln, aber die Störungen sind doch ganz schön heftig. Nur die beiden Seebären, die das Vorprogramm übernommen haben und sich direkt vor die VIP-Bühne gelegt haben, scheint das nicht die Bohne zu beeindrucken. Die tun den Pingus nichts, aber die Vögel weichen auch hier noch aus. Gar nicht so einfach, so ein Pinguinleben im Rampenlicht.
In der Pinguin-Station
Auf dem Rückweg haben wir dann noch drei kostenlose Pinguine gesehen, die von überwiegend asiatischen Zuschauern etwas sehr bedrängt wurden (hier konnte man ja ohne Schimpfe knipsen). Ist sicher auch nicht Sinn der Sache.
Immerhin habe ich jetzt genug Pinguine gesehen. Bis auf den Kiwi war dann so ziemlich alles dabei, was ich mir gewünscht hatte.
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